Permanent Lightning

Thomas Stricker, 2009

Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Permanent Lightning, Thomas Stricker, 2009 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber

Zur Skulptur von Thomas Stricker


Renate Ulrich

Dem Blitz, dieser faszinierenden Himmelserscheinung, hat Thomas Stricker im Stadtpark von Grevenbroich eine skulpturale Form gegeben. Diesen flüchtigen Moment, diese heftige Funkenentladung, hat er in ein kraftvolles, dauerhaftes Kunstwerk verwandelt, das in seiner technischen Perfektion und seinem wertvollen, hochglänzenden Material nicht mit sinnlichen Reizen geizt.

Bevor Thomas Stricker ein künstlerisches Projekt angeht, analysiert er zunächst den künftigen Aufstellungsort und sein Umfeld. Er recherchiert die Geschichte des Ortes und versucht in Erfahrung zu bringen, was die dort lebenden Menschen bewegt. Die historischen, gesellschaftlichen und die sozialen Implikationen sind ihm ebenso wichtig wie beispielsweise die klassische Frage: Wie baue ich eine Skulptur materiell auf? In Strickers gesamtem Werk ist ablesbar, wie Kunst und Leben in einem Prozess von Gestaltung und Wahrnehmung verschmelzen. An diesem Prozess nehmen der Künstler als Beobachter und Schaffender und die Öffentlichkeit als Rezipientin gleichermaßen teil. Strickers Kunst greift weit über das bloß Ästhetische hinaus; sie will als Impulsgeberin wirken und das herkömmliche Kunstwerk im Stadtgefüge in einen geistigen und sozialen Prozess überführen.

Vor den Toren von Grevenbroich fressen sich Riesenbagger in die Millionen Jahre alte Braunkohle und verwandeln eine seit Urzeiten entstandene Kulturlandschaft von Grund auf. Dies macht die „Bundeshauptstadt der Energie“, wie Grevenbroich sich selbst bezeichnet, in doppelter Hinsicht zu einem spannungsgeladenen Ort, der den Künstler geradezu inspirieren musste. Spannung sucht einen Spannungsausgleich und entlädt sich beispielsweise im Blitz, der Schönheit und Gefahr in sich birgt. Thomas Stricker formuliert hier im Stadtpark von Grevenbroich das Verhältnis des Menschen zur Natur in Form eines Sinnbilds: Einerseits ist da die elementare Unbezwingbarkeit der Natur, der wir ausgeliefert sind, andererseits nehmen wir die Natur für unsere Lebensinteressen in den Dienst.

Das Unvorhersehbare der Natur als Teil unseres Lebens fasziniert den Künstler seit vielen Jahren. Und ihn beunruhigt die Vermessenheit des Menschen, die Natur beherrschen zu wollen. Seinen „Blitz“ können wir als ein eindringliches Plädoyer für den demütigen Umgang mit den Wundern der Natur verstehen. Dass die schauerlich-schöne Himmelserscheinung Menschen von Anbeginn an fasziniert hat, lehrt uns der antike Mythos des Blitze schleudernden Zeus. So, wie wir uns von den Kräften der Natur geängstigt und gleichzeitig bezaubert fühlen, so waren auch die Künstler seit jeher von Naturereignissen fasziniert: Pieter Bruegel d. Ä. stellte im 16. Jahrhundert den vom Himmel fallenden Schnee dar. William Turner war im frühen 19. Jahrhundert der Meister in der Darstellung von Sonne, Nebel und Sturm.

Thomas Stricker spricht bei seinem „Blitz“ für Grevenbroich von „einem künstlerischen Versuch, Immaterielles in Materielles zu verwandeln, eine extrem kurze Zeitspanne in eine permanente Form zu gießen, die Zeit anzuhalten, um den Himmel auf die Erde zu holen.“


Wettbewerb Stadt Grevenbroich

Jury*

  • Dr. Martina Flick, Vorstandsvorsitzende des Kultur- und Volkshochschulausschusses der Stadt Grevenbroich
  • Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunsthalle Düsseldorf
  • Berthold Reinartz, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Dr. Axel J. Prümm, Bürgermeister der Stadt Grevenbroich
  • Manfred Stevermann, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Jürgen Thurau, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Renate Ulrich, Referentin für Bildende Kunst / Kunst und Bau, Staatskanzlei NRW, Düsseldorf

*Bezeichnung der Jury zum Zeitpunkt der Ausschreibung 2008


Eingeladene Künstler_innen

  • Matthias Hintz, Grevenbroich
  • Michael Kortländer, Neuss
  • Oliver Kruse, Neuss
  • Maik und Dirk Löbbert, Köln
  • Vanessa Niederstrasser, Wuppertal
  • Thomas Stricker, Düsseldorf
  • Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt, Frankfurt am Main


Zu Thomas Stricker

  • *1962 in St. Gallen, Schweiz
  • 1986–1993 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
  • 2003–2012 Arbeitsaufenthalte in der Mongolei, Australien, Mexiko und in China
  • 2007–2018 „Primary Schoolgarden Kalkfeld“-Projekt, Namibia
  • 2012–2013 Vertretungsprofessur an der Kunstakademie Stuttgart
  • 2018–2019 Vertretungsprofessur für Bildhauerei Praxis an der Universität Paderborn

Thomas Stricker lebt und arbeitet in Düsseldorf.
www.thomasstricker.ch


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