Obelisk of Tutankhamun

Rita McBride, 2017

Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber
Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber
Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber
Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber
Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber
Obelisk of Tutankhamun, Rita McBride, 2017 | Foto: Ivo Faber

Zur Skulptur von Rita McBride


Katia Baudin

Welche Rolle kann oder soll Kunst im öffentlichen Raum spielen? Seit fast drei Jahrzehnten beschäftigt sich die US-amerikanische Künstlerin Rita McBride mit dieser Frage. Ob im „White Cube“ oder im öffentlichen Raum, ihre oft schlichten, skulpturalen Arbeiten und Installationen setzen sich mit Ort und Kontext sowie mit Architektur und Funktion auseinander – häufig mit ironischen oder humorvollen Untertönen. Ihre Werke agieren wie Katalysatoren, um einen Dialog mit dem Betrachter zu erzeugen beziehungsweise seinen Blick auf die Umgebung zu verändern oder zu lenken.

Mit dieser Erfahrung war Rita McBride für den Sparda-Kunstpreis gut gewappnet, um eine Skulptur für den frisch renovierten Breslauer Platz hinter dem Kölner Hauptbahnhof vorzuschlagen – ein heterogenes Umfeld, das weniger als Platz, sondern eher als Verkehrsknotenpunkt wahrgenommen wird. Rita McBride hat sich gegen fünf weitere Konkurrent_ innen durchgesetzt und mehrheitlich die Jury mit ihrem Vorschlag für den festgelegten Ort, einen Kreisverkehr, überzeugt: die Realisierung eines acht Meter hohen Obelisken aus schwarzem Karbon auf vier Stahlkugeln, das Ganze auf einem Betonsockel installiert.

In ihrem Projektvorschlag erklärt sie: „Der Karbon- Obelisk, den ich der Stadt Köln am Breslauer Platz vorschlage, wird die Funktion haben, eine auffällige Markierung im Raum zu schaffen. Er wird Achsen implizieren, wo niemals solche existiert haben, und den Blick auf ein Chaos urbaner Elemente vorgeben. […] Er wird eher den Sinn für fortlaufende Flächen in der Struktur des Stadtbilds schärfen als für unabhängige Einheiten und somit eine ‚Konstellation der Monumentalität‘ erschaffen.“ Ihr Obelisk als zentral gestaltetes Element hilft dabei, aus diesem „Unort“ einen Ort zu machen – und baut dadurch auf eine traditionelle Funktion des Obelisken im städtischen Raum auf, wie wir es vom Pariser Place de la Concorde kennen. Allerdings ist der Kölner Obelisk relativ bescheiden in seinen Dimensionen – womöglich, um nicht mitdem höchsten Bau der Stadt, dem Kölner Dom, zu konkurrieren. Sie realisiert hier eine Markierung, eine phallische Architektur, die als Pendant zu ihrer viel beachteten, monumentalen sanduhrförmigen „Mae West“-Skulptur (2002–2011) auf dem Münchner Effnerplatz verstanden werden kann.

Indem sie ihre Skulptur „Obelisk of Tutankhamun“ nennt, setzt sie die Arbeit in eine Reihe mit den Obelisken der ägyptischen Antike. Zugleich ist kein Herrscher Altägyptens berühmter als King Tut, der es bis hin zur Popkultur geschafft hat. Der Obelisk als solcher ist der Inbegriff für Skulptur im öffentlichen Raum geworden: von St. Petersburg bis Stockholm, von Buenos Aires bis Bangkok existieren weltweit unzählige Obelisken, die sich wie Champignons über alle Kontinente vermehren. Welche Stadt kann sich Weltstadt nennen, ohne einen Obelisken zu besitzen? Nun gehört auch Köln zum Klub.

Rita McBride hat einen Monolithen realisiert, ähnlich wie die alten Ägypter. Allerdings ersetzt sie den schweren rötlichen Assuangranit der Originale durch ein leichtes, Hightechmaterial, welches für Flugzeuge und Autos verwendet wird: Carbon Fiber.

„The obelisk of antiquity is the symbol of monolithic structural purity, density, and obscurity. The carbon obelisk is the antithesis of these properties and therefore may be viewed as a symbol of the future“, so McBride.

Die glänzende, lichtreflektierende Oberfläche unterstreicht diese futuristische Dimension, wobei sie gleichzeitig an den glatten Obelisken des alten Reiches erinnert, dessen Spitzen vergoldet wurden, um die Strahlen des Sonnengottes zu repräsentieren.

Rita McBride bringt, ganz im kölschen Sinne, durch ihren Obelisken Hoch- und Popkultur zusammen und trägt dazu bei, mit glänzender Leichtigkeit etwas Struktur ins Chaos des Alltags zu bringen.

 

Wettbewerb Stadt Köln

Jury*

  • Katia Baudin, stellv. Direktorin Museum Ludwig, Köln
  • Dr. Markus Heinzelmann, Direktor Museum Morsbroich, Leverkusen
  • Prof. Andreas Kaiser, Vorsitzender des Kunstbeirats der Stadt Köln / Künstler
  • Prof. Marcel Odenbach, Mitglied des Kunstbeirats der Stadt Köln / Künstler
  • Prof. Georg Quander, Dezernent für Kunst und Kultur der Stadt Köln
  • Dominik Schlarmann, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Manfred Stevermann, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Jürgen Thurau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Renate Ulrich, Kunstberaterin, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West
  • Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf

*Bezeichnung der Jury zum Zeitpunkt der Ausschreibung 2012


Eingeladene Künstler_innen

  • Michael Beutler, Berlin
  • Leni Hoffmann, Düsseldorf
  • Inges Idee, Berlin
  • Markus Karstieß, Düsseldorf
  • Vera Lossau, Düsseldorf
  • Rita McBride, Düsseldorf


Zu Rita McBride

  • *1960 in Des Moines, Iowa, USA
  • Studium am Bard College, New York, USA MFA am California Institute of the Arts, USA
  • Seit 2003 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf
  • 2013–2017 Rektorin der Kunstakademie Düsseldorf Aufträge für öffentliche Plätze (Auswahl)
  • 2002 „Salford Arena“, Salford, Großbritannien
  • 2010 „Delicate Arch“, Duisburg-Kaiserberg
  • 2010–2015 „Obelisk“, Emscherkunst, Ruhr, Essen
  • 2011 „Mae West“, München
  • 2015 „7 Donkeys“, Mönchengladbach

Rita McBride lebt und arbeitet in Düsseldorf und Los Angeles, Kalifornien, USA.
www.ritamcbride.net


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